Low Budget Blümchen-Fotografie

Von Zeit zu Zeit werde ich immer mal wieder gefragt, wie ich denn dieses oder jenes Bild fotografiert habe. Im Laufe der Zeit habe ich nach und nach für mich selbst ein paar Sachen entdeckt, die gut funktionieren. Und die möchte ich heute mit Euch teilen. Wie gewohnt im Low Budget-Bereich, so dass es einfach für jeden nach zu machen ist. Und da ja nun endlich der Frühling kommt, können die angehenden Blümchen-Fotografen unter Euch direkt los legen. 🙂



DAS EQUIPMENT
Natürlich braucht Ihr eine DSLR, eine lichtstarke Festbrennweite (ein 50 mm Objektiv gibt es für Nikon und Canon schon relativ günstig für unter 150 Euro zu erwerben) und eine (achromatische) Nahlinse.

Meine Kombi: Nikon D80, Nikkor 50 mm 1.8D, achromatische Nahlinse von Kenko +3 Dioptrien.

Mit Kamera und Objektiv könnt Ihr schon einiges anstellen. Dadurch, dass das Objektiv so lichtstark ist, könnt Ihr mit einer offenen Blende fotografieren, was den Hintergrund schön verschwimmen lässt. Bei größeren Motiven kann das schon reichen. Wir wollen aber mehr!

DIE NAHLINSE

Die Nahlinse wird wie ein Filter auf das Objektiv geschraubt. Damit könnt Ihr nun also näher an das Objekt heran, wodurch es größer auf dem Foto abgebildet wird. Wie viel größer hängt von der Dioptrien-Zahl der Linse ab – je höher der Wert, desto größer die Abbildung.

Der Lichteinfall wird übrigens davon nicht beeinträchtig, allerdings muss man mehr abblenden, um mehr Schärfe zu bekommen. Ohne Nahlinse fotografiere ich meistens mit einer 2.8, mit Nahlinse (+3 Dioptrien) gehe ich auf mindestens 4.0 hoch. Es kommt aber natürlich auch auf das Motiv an und was ich alles scharf haben möchte.

Achromatisch bedeutet, dass die Nahlinse aus zwei miteinander verbundenen Linsen besteht, was die chromatische Aberration verringern soll.

Um Euch den Unterschied mit und ohne Nahlinse zu zeigen, hier zwei Beispielbilder – links ohne und rechts mit Nahlinse – bei denen ich so nah wie möglich ans Motiv heran gegangen bin:

Das Ganze noch in Relation zu unserem properen Nachbarskater, um die Größe des Schneeglöckchens zu demonstrieren:


DAS LICHT

Ich fotografiere grundsätzlich nur mit sogenanntem „Available Light“, sprich mit vorhandenem Licht. Ich bin schlicht und ergreifend zu faul, um da groß mit Aufhellern oder Sonstigem zu arbeiten, geschweige denn es mit herum zu schleppen.

Am einfachsten ist es natürlich, bei bewölktem Himmel zu fotografieren. Das Licht ist schön weich und gleichmäßig. Dabei kann man eigentlich nicht viel falsch machen. Einzig die Farben können dadurch etwas flau wirken. Das kann man dann jedoch wieder in der Bearbeitung heraus kitzeln.

Direktes Sonnenlicht ist da schon schwieriger, weil harte Schatten entstehen und weiße und glänzende Flächen überstrahlen/reflektieren können. Dafür sind die Farben leuchtend und kontrastreich. Mann kann die Sonne aber auch gezielt einsetzen. Bei dem Maiglöckchen habe ich z.B. bewusst den Schatten mit in das Motiv einbezogen.

Ganz toll ist auch eine Mischung aus beidem, wenn es sowohl schattige, als auch sonnige Bereiche gibt. Hier warfen große Sonnenblumen teilweise Schatten auf die Margeriten und setzten so einige Margeriten im Sonnenlicht besonders schön in Szene.

Gegenlicht kann auch reizvoll sein und schöne Effekte erzielen, besonders wenn das Licht durch feine Blätter und Blüten hindurch scheint. Also öfter einfach mal ausprobieren.

DIE PERSPEKTIVE

Auf der Suche nach der richtigen Perspektive kann ich schon mal einige Zeit beschäftigt sein. Dabei gehe ich meistens einmal um das Motiv drum herum und schaue es mir dabei von allen Seiten an – also von oben, unten, rechts und links. Dafür krabbele ich auch in Bäume, zwischen Äste und auf dem Boden herum. Sieht komisch aus, ist aber durchaus zielführend.

Das trivialste ist sicherlich die Ansicht von oben. Diese kann gut wirken, ist meistens aber etwas zu platt.

Fotografiert man jedoch durch etwas hindurch, wird es schon direkt interessanter, weil es Tiefe schafft. Das klappt natürlich nicht nur von oben, sondern auch aus anderen Perspektiven.

Besonders interessant wird es, wenn man sich auf eine Ebene mit dem Motiv begibt. Eben so, wie man eine Blüte meistens nicht ohne weiteres sieht.

DER BILDAUFBAU

Abgesehen vom goldenen Schnitt möchte ich Euch hier ein paar zusätzliche Gestaltungsmöglichkeiten zeigen.

Der Klassiker, ein freigestelltes Motiv vor einem homogenem, verschwommenem Hintergrund.

Wiederholungen des Motivs im Vorder- und/oder Hintergrund.

Linien funktionieren auch gut und bieten sich mit Stängeln, Ästen und Grashalmen regelrecht an.

DER HINTERGRUND

Großes Thema: das Bokeh. Kurz gesagt ist damit der unscharfe Bereich und dessen Qualität/Aussehen gemeint. Mit dem Begriff assoziiert man aber vor allem auch die charakteristischen (Zerstreuungs-)Kreise. Diese entstehen, wenn eine Lichtquelle im Hintergrund ist, die dann unscharf abgebildet wird. Auch wenn das Nikkor 50 mm 1.8 D nicht das tollste Bokeh liefert, mag ich die eher eckigen Kreise im Hintergrund. Die Form hängt übrigens vom Objektiv und der Größe der verwendeten Blende ab.

Gerade bei blühenden Bäumen hat man meistens den Himmel im Hintergrund. Dabei sieht ein blauer Himmel natürlich immer fantastisch aus.

Grauer Himmel hingegen wirkt meist eher trist. Bei bewölktem Himmel vermeide ich es meistens, den Himmel im Hintergrund zu haben und suche mir alternative Perspektiven.

EUER FREUND: REGEN

Wer denkt, mit dem Regen höre der Spaß auf, hat falsch gedacht. Besonders nach dem Regen lohnt es sich, auf Motivsuche zu gehen. Denn mit kleinen Wassertropfen sieht die Welt noch mal viel bezaubernder aus.

EUER FEIND: WIND

Wind hingegen ist wirklich fatal, zumal fast immer ein laues Lüftchen weht. Besonders wenn man so kleine Dinge wie Blüten fotografieren möchte, stört jeder noch so kleine Hauch. Doch es gibt ein paar Tricks, derer man sich bedienen kann:
Serienbild-Modus erhöht die Chance, dass ein scharfes Bild dabei ist
kürzere Belichtungszeit, lieber mit der ISO etwas rauf
– die Blende mehr schließen, damit die Schärfeebene etwas größer wird
– Geduld!

Der Wind kann aber auch interessante Effekte zaubern wie z.B. bei dem Mohnblumenfeld, das so schon fast einen gemäldehaften Charakter bekommt.

UND WAS IST MIT TIEREN?

Mit der Nahlinsen-Kombi könnt Ihr natürlich auch kleinere Tiere wie z.B. Schmetterlinge, Libellen oder Eidechsen fotografieren. Ideal ist es zwar nicht, da eine größere Entfernung hier von Vorteil wäre, aber es ist nicht unmöglich. Was Ihr dabei beachten müsst:
– auch hier braucht man viel Geduld
langsam bewegen und lange ausharren
keine Schatten auf die Tiere werfen
langsam annähern
schnell fotografieren 😉

Ich hoffe, das war für den ein oder anderen hilfreich und wünsche Euch viel Spaß beim Fotografieren und Ausprobieren. 🙂 Und wenn noch jemand Fragen hat: einfach raus damit!

fotogräfin

Stephanie · 30 Jahre · Saarländerin aber im Herzen ein Nordlicht · Grafikdesignerin mit einem Herz für Fotografie

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